Der Generationenwechsel bei Humanas ist eingeleitet. Fabian Biastoch ist seit März 2024 neben den gründenden Personen des Pflegeunternehmens, Dr. Jörg Biastoch und Ina Kadlubietz, Geschäftsführer im Familienbetrieb. Im Interview gibt der 35-Jährige Einblicke in die Zukunft.
Welche Meilensteine waren für Humanas die bedeutendsten der Firmengeschichte?
Fabian Biastoch: Das war zum einen die Eröffnung des ersten Wohnparks in Meisdorf im Landkreis Harz im Jahr 2009. Damals war der Wohnpark als klassisches stationäres Pflegeheim konzipiert worden, wurde aber bereits in der humanas-typischen Bauform mit den Einzimmerwohnungen in der sogenannten Wabe und den altersgerechten Zweizimmerwohnungen in den Reihenhäusern errichtet. Mittlerweile gibt es 23 Wohnparks in ganz Sachsen-Anhalt. In all diesen Wohnparks werden die Bewohnerinnen und Bewohner seit 2015 ambulant und teilstationär betreut. Ein Meilenstein, dem 2019 der Start des „echten“ seriellen Bauens mit dem Wohnpark in der Hans-Grade-Straße in Magdeburg folgte. Zwar sehen sich alle Wohnparks sehr ähnlich, doch perfektionieren wir die Bauweise der Wohnparks seither unentwegt, um so effizient wie möglich zu bauen. All diese Meilensteine habe ich allerdings noch mehr oder weniger aus der Ferne beobachtet, da ich ja erst seit 2020 aktiver Teil von Humanas bin.
Was unterscheidet Humanas eigentlich von anderen Pflegeunternehmen?
Das ist zum einen der bungalowartige Baustil mit einer kleinen Zahl von Bewohnerinnen und Bewohnern, aber vor allem die hybride Wohnform aus ambulanter und teilstationärer Pflege. Diese Versorgungsform hat den Vorteil, dass der Eigenanteil für unsere Bewohnerinnen und Bewohner im Vergleich zum klassischen Pflegeheimplatz deutlich geringer ist. Außerdem spielt das Thema Alltagsbegleitung bei Humanas eine große Rolle. Unsere Bewohnerschaft soll den Alltag im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv mitgestalten, um Fähigkeiten zu erhalten oder sogar wiederzuerlangen.
Freiräume und Selbstorganisation für Mitarbeitende und Bewohnende
Wie stellt Humanas sicher, dass die Bedürfnisse der Bewohnerschaft im Mittelpunkt des Wohnpark-Alltags stehen?
Durch Gespräche. Jedes dieser Gespräche dient auch der Biografiearbeit, die bei Humanas einen besonderen Stellenwert einnimmt. Denn jede Bewohnerin und jeder Bewohner ist unterschiedlich. Bei der Biografiearbeit geht es darum, persönliche Vorlieben und Abneigungen zu erkennen. Diese können beispielsweise das Essen betreffen. Es geht aber auch darum, den bisherigen Alltag der Person kennenzulernen und im Rahmen der Alltagsbegleitung bestmöglich weiterführen zu können. Hier spielt auch der frühere Job eine große Rolle.
Wie fördert Humanas das Engagement in den Wohnparks?
Indem wir Freiräume für Selbstorganisation schaffen – sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Bewohnerschaft. Alle Akteure in den Wohnparks sollen ermuntert werden, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten einzubringen. Was das angeht, werden Freiheiten bei Humanas gefördert. Es wird aber auch gefordert, dass diese Freiräume durch selbst organisierte Formate in den Wohnparks mit Inhalten gefüllt werden.
Humanas hebt sich als Arbeitgeber ab
Welches Thema beschäftigt Humanas zurzeit am intensivsten?
Im Branchenvergleich konnte Humanas über viele Jahre mit höheren Gehältern bei geringerer Wochenarbeitszeit punkten. In den Vorjahren sind die Gehälter in der Pflegebranche gestiegen. Das ist per se natürlich gut, führt aber dazu, dass wir mit unseren Gehältern nicht mehr so deutlich wie einst über dem Branchenschnitt liegen.
Welche Maßnahmen ergreifst Du, um Talente zu werben und langfristig an Humanas zu binden?
Abheben kann sich Humanas als Arbeitgeber in der Branche weiterhin – mit der Vielzahl an Aus- und Weiterbildungsangeboten und einer sehr ausgiebigen Einarbeitung. So möchte Humanas Talente jeden Alters begeistern. Zu diesen Angeboten zählen Fort- und Weiterbildungen beispielsweise als Spezialistinnen und Spezialisten aber auch Ausbildungen. So gibt es viele Kolleginnen und Kollegen, die erst nach einigen Jahren bei Humanas die Fachkraftausbildung angehen. Rund die Hälfte unserer Pflegedienstleitungen hat übrigens ihre PDL-Weiterbildung mit Humanas gemacht oder ist bei uns erstmals in diese Rolle hineingewachsen.
Was sind die größten Herausforderungen für die Pflegebranche in den kommenden Jahren?
Obwohl dringend nötig, wird in nächster Zeit voraussichtlich keine Pflegereform oder ein großes Umdenken kommen – trotz klammer Pflegekassen. Und so wird sich am Grundkonzept der Pflege auch nicht viel ändern. In klassischen Pflegeheimen, wie sie noch immer gebaut werden, sehe ich die Zukunft aber nicht, vielmehr in ambulanten Versorgungsmodellen wie bei Humanas. Herausfordernd für Pflegebedürftige indes wird, dass die Löhne in der Pflegebranche voraussichtlich weiter steigen werden und somit auch die Eigenanteile. Infolgedessen werden künftig immer mehr ältere Menschen auf Sozialhilfe angewiesen sein. Ein Teufelskreis, der durch mehr unternehmerische Freiheit und weniger Regularien durchbrochen werden könnte.
Leitbild wieder stärker in den Mittelpunkt rücken
Was ist Deine Vision für die Zukunft von Humanas in den nächsten Jahren?
Auf meiner Agenda für die kommenden Jahre stehen die weitere Steigerung der Pflegequalität in Kombination mit der Verstärkung der Führungskräftearbeit und der Besinnung auf die Humanas-DNA – unser Leitbild. Humanas möchte neue Maßstäbe in der Personalführung setzen. Dabei stehen mir glücklicherweise ganz viele tolle Kolleginnen und Kollegen zur Seite. Humanas ist zwar bereits eine ansprechende Arbeitgebermarke, die aber noch weiter ausgebaut werden soll – sowohl nach außen als auch nach innen. So kann Humanas innerhalb der Pflegebranche ein Vorbild sein und sie attraktiver machen.
Wird es weitere Wohnparks geben?
Unter Berücksichtigung der genannten Zukunftsvisionen, wird es zwar weitere Humanas-Wohnparks in Sachsen-Anhalt geben, das Wachstum soll aber gesund erfolgen. Geplant sind aktuell zwei Wohnparks. Beide sollen im Landkreis Börde gebaut werden, einer in Irxleben bei Magdeburg, einer in Wefensleben nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen. Weitere Wohnparks sind unter anderem im Jerichower Land und in der Altmark denkbar.